environ(7) | Miscellaneous Information Manual | environ(7) |
environ - Umgebung des Benutzers
extern char **environ;
Die Variable environ zeigt auf die »Umgebung«, ein Feld von Zeigern auf Zeichenketten. Der letzte Zeiger in diesem Feld hat den Wert NULL. Die Umgebung wird dem Prozess von dem exec(2)-Aufruf verfügbar gemacht, wenn ein neues Programm gestartet wird. Wenn ein Kindprozess mit fork(2) erstellt wird, erbt es eine Kopie der Umgebung seines Elternprozesses.
Die Zeichenketten in environ haben die Form »Name=Wert«. Groß- oder Kleinschreibung wird für den Namen berücksichtigt; außerdem darf der Name nicht das Zeichen »=« enthalten. Der Wert kann alles sein, was als Zeichenkette dargestellt werden kann. Weder der Name noch der Wert dürfen ein eingebettetes Null-Byte enthalten (»\0«), da dieses als Ende der Zeichenkette interpretiert wird.
Umgebungsvariablen können in die Umgebung der Shell mit dem Befehl export von sh(1) oder dem Befehl setenv von csh(1) gelegt werden.
Die anfängliche Umgebung der Shell wird auf verschiedenen Arten aufgebaut, wie Definitionen aus /etc/environment, die (auf Systemen, die pam(8) einsetzen) durch pam_env(8) für alle Benutzer zum Anmeldezeitpunkt verarbeitet wird. Zusätzlich können verschiedene Shell-Initialisierungsskripte, wie das systemweite Skript /etc/profile oder benutzerbezogene Initialisierungsskripte Befehle enthalten, die Variablen zu der Umgebung der Shell hinzufügen. Lesen Sie dafür die Handbuchseite Ihrer bevorzugten Shell für weitere Details.
Bourne-artige Shells unterstützen die Syntax
NAME=Wert Befehl
um eine Umgebungsvariablendefinition zu erstellen, deren Geltungsbereich nur den Prozess, der Befehl ausführt, umfasst. Mehrere Variablendefinitionen, getrennt durch Leerraumzeichen, können Befehl vorangestellt werden.
Argumente können auch beim Aufruf von exec(3) an die Umgebung weitergegeben werden. C-Programme können ihre Umgebung mit den Funktionen getenv(3), putenv(3), setenv(3) und unsetenv(3) beeinflussen.
Es folgt eine Liste der typischerweise in einem System enthaltenen Umgebungsvariablen. Diese Liste ist unvollständig und enthält nur häufige Variablen, die von durchschnittlichen Benutzern in täglichen Routinen gesehen werden. Die spezifischen Umgebungsvariablen eines Programms oder einer Bibliotheksfunktion finden Sie im Abschnitt UMGEBUNG oder UMGEBUNGSVARIABLEN der jeweiligen Handbuchseite.
Bitte beachten Sie, dass das Verhalten vieler Programme und Bibliotheksroutinen vom Vorhandensein oder dem Inhalt bestimmter Umgebungsvariablen beeinflusst wird. Zu den Beispielen gehören:
Aus historischen Gründen muss environ standardmäßig im Programm des Benutzers deklariert sein. Dennoch kann environ als (nicht standardmäßiges) Zugeständnis an Programmierer in der Header-Datei <unistd.h> deklariert sein, falls das Feature-Test-Makro _GNU_SOURCE definiert ist (siehe feature_test_macros(7)).
Die Aktionen prctl(2) PR_SET_MM_ENV_START und PR_SET_MM_ENV_END können zur Steuerung des Orts der Umgebung des Prozesses verwandt werden.
Die Variablen HOME, LOGNAME, SHELL und USER werden gesetzt, wenn der Benutzer über die Sitzungsverwaltungs-Schnittstelle gewechselt wird, was typischerweise durch ein Programm wie login(1) aus der Benutzerdatenbank (wie passwd(5)) geschieht. (Der Wechsel zum Systembenutzer »root« mittels su(1) kann zu einer gemischten Umgebung führen, in der LOGNAME und USER vom vorherigen Benutzer übernommen werden, siehe su(1).)
Es ist offensichtlich, dass es hier ein Sicherheitsproblem gibt. Schon mancher Systembefehl hat den Pfad der Tugend verlassen, weil ein Benutzer ungebräuchliche Werte für IFS oder LD_LIBRARY_PATH angegeben hat.
Es besteht auch die Gefahr der »Verschmutzung des Namensraums«. Programme wie make und autoconf erlauben Überschreiben der Namen von Standard-Dienstprogrammen aus der Umgebung mit ähnlich benannten Variablen in Großbuchstaben. So verwendet man CC, um den gewünschten C-Compiler zu wählen (und analog MAKE, AR, AS, FC, LD, LEX, RM, YACC, usw.). Aber in einigen traditionellen Nutzungen gibt eine Umgebungsvariable keinen Pfadnamen, sondern Programmoptionen an. So gibt es MORE und LESS. Diese Verwendung wird als falsch verstanden und sollte für neue Programme vermieden werden.
bash(1), csh(1), env(1), login(1), printenv(1), sh(1), su(1), tcsh(1), execve(2), clearenv(3), exec(3), getenv(3), putenv(3), setenv(3), unsetenv(3), locale(7), ld.so(8), pam_env(8)
Die deutsche Übersetzung dieser Handbuchseite wurde von Martin Eberhard Schauer <Martin.E.Schauer@gmx.de>, Dr. Tobias Quathamer <toddy@debian.org>, Helge Kreutzmann <debian@helgefjell.de> und Mario Blättermann <mario.blaettermann@gmail.com> erstellt.
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5. Februar 2023 | Linux man-pages 6.03 |