personality - richtet die Prozess-Ausführungsumgebung
ein
Standard-C-Bibliothek (libc, -lc)
ÜBERSICHT
#include <sys/personality.h>
int personality(unsigned long Rolle);
Linux unterstützt für jeden Prozess verschiedene
Prozess-Ausführungsumgebungen oder Personalitäten. Unter
anderem mit den Prozess-Ausführungsumgebungen bestimmt der Kernel,
wie er Signalnummern in Signale umsetzen soll. Dieses System
ermöglicht Linux teilweise, für andere UNIX-artige Systeme
kompilierte Programme direkt laufen zu lassen.
Falls Rolle nicht 0xffffffff ist, setzt
personality() die Ausführungsumgebung des Aufrufenden auf den
durch Rolle angegebenen Wert. Wird Rolle als 0xffffffff
angegeben, kann die aktuelle Rolle ermittelt werden, ohne sie zu
ändern.
Eine Liste der verfügbaren Ausführungsumgebungen
kann in <sys/personality.h> gefunden werden. Die
Ausführungsumgebung ist ein 32-Bit-Wert, in der die oberen drei Byte
für Schalter, die den Kernel zur Veränderung bestimmter
Systemaufrufe bewegen, bereitgestellt werden, damit historische oder
architekturale Besonderheiten emuliert werden. Das unterste Byte ist ein
Wert, der die Personalität definiert, die der Kernel annehmen sollte.
Die Schalterwerte sind wie folgt:
- ADDR_COMPAT_LAYOUT
(seit Linux 2.6.9)
- Ist dieser Schalter gesetzt, wird das veraltete virtuelle
Arbeitspeicherlayout bereitgestellt.
- ADDR_NO_RANDOMIZE
(seit Linux 2.6.12)
- Ist dieser Schalter gesetzt, wird Adressspeicherlayoutverwürfelung
deaktiviert.
- ADDR_LIMIT_32BIT
(seit Linux 2.2)
- Begrenzt den Adressraum auf 32-Bit.
- ADDR_LIMIT_3GB
(seit Linux 2.4.0)
- Ist dieser Schalter gesetzt, wird 0xc0000000 als Versatz verwendet, ab dem
nach einem Datenblock virtuellen Speichers von mmap(2) gesucht
wird, andernfalls wird 0xffffe000 benutzt.
- FDPIC_FUNCPTRS
(seit Linux 2.6.11)
- Funktionszeiger im Benutzeradressraum auf Signalbehandlungsroutinen zeigen
(auf bestimmten Architekturen) auf Deskriptoren.
- MMAP_PAGE_ZERO
(seit Linux 2.4.0)
- Mappt Seite 0 als nur-lesbar (um Programme zu unterstützen, die von
diesem SVr4-Verhalten abhängen).
- READ_IMPLIES_EXEC
(seit Linux 2.6.8)
- Wird dieser Schalter gesetzt, impliziert PROT_READ PROT_EXEC
für mmap(2).
- SHORT_INODE
(seit Linux 2.4.0)
- Kein Effekt (?).
- STICKY_TIMEOUTS
(seit Linux 1.2.0)
- Ist dieser Schalter gesetzt, werden select(2), pselect(2)
und ppoll(2) das zurückgegebene
Zeitüberschreitungsargument nicht ändern, wenn sie durch
eine Signalbehandlungsroutine unterbrochen werden.
- UNAME26 (seit
Linux 3.1)
- Lässt uname(2) eine Versionnummer von 2.6.40+ statt 3.x
melden. Wurde als Überbrückung hinzugefügt, um
Anwendungen zu unterstützen, die mit der Versionsnummernumstellung
von Linux 2.6.x auf 3.x nicht umgehen konnten.
- WHOLE_SECONDS
(seit Linux 1.2.0)
- Kein Effekt.
Die verfügbaren Ausführungsumgebungen sind:
- PER_BSD (seit
Linux 1.2.0)
- BSD. (Kein Effekt)
- PER_HPUX (seit
Linux 2.4)
- Unterstützung für 32-Bit HP/UX. Diese Unterstützung
war nie vollständig und wurde entfernt, so dass seit Linux 4.0
dieser Wert keinen Effekt hat.
- PER_IRIX32
(seit Linux 2.2)
- IRIX 5 32-Bit. Funktionierte nie, die Unterstützung wurde in Linux
2.6.27 entfernt. Impliziert STICKY_TIMEOUTS.
- PER_IRIX64
(seit Linux 2.2)
- IRIX 6 64-Bit. Impliziert STICKY_TIMEOUTS; ansonsten kein
Effekt.
- PER_IRIXN32
(seit Linux 2.2)
- IRIX 6 new 32-bit. Impliziert STICKY_TIMEOUTS; ansonsten kein
Effekt.
- PER_ISCR4
(seit Linux 1.2.0)
- Impliziert STICKY_TIMEOUTS; ansonsten kein Effekt.
- PER_LINUX
(seit Linux 1.2.0)
- Linux.
- PER_LINUX32
(seit Linux 2.2)
- [Muss noch dokumentiert werden.]
- PER_LINUX32_3GB
(seit Linux 2.4)
- Impliziert ADDR_LIMIT_3GB.
- PER_LINUX_32BIT
(seit Linux 2.0)
- Impliziert ADDR_LIMIT_32BIT.
- PER_LINUX_FDPIC
(seit Linux 2.6.11)
- Impliziert FDPIC_FUNCPTRS.
- PER_OSF4 (seit
Linux 2.4)
- OSF/1 v4. Unter Alpha werden die oberen 32 bit von iov_len im Puffer des
Benutzer zurückgesetzt, um kompatibel zu alten Versionen von OSF/1
zu sein, bei denen iov_len als int definiert war.
- PER_OSR5 (seit
Linux 2.4)
- Impliziert STICKY_TIMEOUTS und WHOLE_SECONDS; ansonsten kein
Effekt.
- PER_RISCOS
(seit Linux 2.2)
- [Muss noch dokumentiert werden.]
- PER_SCOSVR3
(seit Linux 1.2.0)
- Impliziert STICKY_TIMEOUTS, WHOLE_SECONDS und
SHORT_INODE; ansonsten kein Effekt.
- PER_SOLARIS
(seit Linux 2.4)
- Impliziert STICKY_TIMEOUTS; ansonsten kein Effekt.
- PER_SUNOS
(seit Linux 2.4.0)
- Impliziert STICKY_TIMEOUTS. Lenkt Bibliotheks- und dynamische
Linker-Suchen nach /usr/gnemul um. Fehlerhaft,
größtenteils nicht betreut und fast komplett unbenutzt; in
Linux 2.6.26 wurde die Untersützung entfernt.
- PER_SVR3 (seit
Linux 1.2.0)
- Impliziert STICKY_TIMEOUTS und SHORT_INODE; ansonsten kein
Effekt.
- PER_SVR4 (seit
Linux 1.2.0)
- Impliziert STICKY_TIMEOUTS und MMAP_PAGE_ZERO; ansonsten
kein Effekt.
- PER_UW7 (seit
Linux 2.4)
- Impliziert STICKY_TIMEOUTS und MMAP_PAGE_ZERO; ansonsten
kein Effekt.
- PER_WYSEV386
(seit Linux 1.2.0)
- Impliziert STICKY_TIMEOUTS und SHORT_INODE; ansonsten kein
Effekt.
- PER_XENIX
(seit Linux 1.2.0)
- Impliziert STICKY_TIMEOUTS und SHORT_INODE; ansonsten kein
Effekt.
Bei Erfolg wird die frühere Rolle
zurückgegeben. Tritt ein Fehler auf, ist der Rückgabewert -1
und errno wird gesetzt, um den Fehler anzuzeigen.
- EINVAL
- Der Kernel konnte die Prozess-Ausführungsumgebung nicht
ändern.
Dieser Systemaufruf wurde in Linux 1.1.20 eingeführt (und
daher erstmals in einer stabilen Kernelveröffentlichung mit Linux
1.2.0). Bibliotheksunterstützung wurde in glibc 2.3
hinzugefügt.
personality() ist Linux-spezifisch und sollte nicht
für portable Programme verwendet werden.
ÜBERSETZUNG
Die deutsche Übersetzung dieser Handbuchseite wurde von
Hanno Wagner <wagner@bidnix.bid.fh-hannover.de>, Martin Eberhard
Schauer <Martin.E.Schauer@gmx.de>, Chris Leick
<c.leick@vollbio.de>, Mario Blättermann
<mario.blaettermann@gmail.com> und Helge Kreutzmann
<debian@helgefjell.de> erstellt.
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