iconv - Zeichenkodierung eines Texts in eine andere umwandeln
ÜBERSICHT
iconv [Optionen] [-f Quellkodierung] [-t
Zielkodierung] [Eingabedatei] …
Das Programm iconv liest Text in einer Zeichenkodierung und
gibt den Text in einer anderen Zeichenkodierung aus. Falls keine
Eingabedateien oder diese in Form eines Minuszeichens (-) angegeben werden,
liest iconv aus der Standardeingabe. Wird keine Ausgabedatei
angegeben, schreibt iconv in die Standardausgabe.
Falls die Quellkodierung und/oder Zielkodierung
nicht angegeben ist, werden die Vorgaben dafür aus der
Zeichenkodierung der aktuellen Locale abgeleitet.
- -f Quellkodierung,
--from-code=Ausgangskodierung
- verwendet die angegebene Quellkodierung für die Zeichen der
Eingabe.
- -t Zielkodierung,
--to-code=Zielkodierung
- verwendet die angegebene Zielkodierung für die Zeichen der
Ausgabe.
- Falls die Zeichenkette //IGNORE an die Zielkodierung
angehängt wird, dann werden nicht umwandelbare Zeichen verworfen
und nach der Umwandlung eine Fehlermeldung ausgegeben.
- Falls die Zeichenkette //TRANSLIT an die Zielkodierung
angehängt wird, werden Zeichen »transliteriert«
(umgeschrieben), falls das notwendig und möglich ist. Das bedeutet,
dass ein im Ziel-Zeichensatz nicht darstellbares Zeichen durch ein oder
mehrere ähnlich aussehende Zeichen dargestellt werden kann.
Zeichen, die im Ziel-Zeichensatz nicht verfügbar sind, aber auch
nicht umgeschrieben werden können, werden in der Ausgabe durch ein
Fragezeichen (?) ersetzt.
- -l, --list
- listet alle bekannten Zeichensatzkodierungen auf.
- -c
- verwirft stillschweigend Zeichen, die nicht umgewandelt werden
können, anstatt das Programm zu beenden, wenn solche Zeichen
erkannt werden.
- -o Ausgabedatei,
--output=Ausgabedatei
- verwendet die angegebene Ausgabedatei für die Ausgabe.
- -s, --silent
- wird ignoriert; wird nur aus Kompatibilitätsgründen
bereitgestellt.
- --verbose
- schreibt Fortschrittsinformationen in die Standardfehlerausgabe, wenn
mehrere Dateien verarbeitet werden.
- -?, --help
- Benutzungshinweise ausgeben und beenden.
- --usage
- gibt eine kurze Aufrufzusammenfassung aus und beendet das Programm.
- -V, --version
- gibt für iconv die Versionsnummer, die Lizenz und einen
Haftungsausschluss aus.
Null bei Erfolg, von Null verschieden bei Fehlern.
Intern verwendet das Programm iconv die Funktion
iconv(3), die wiederum auf gconv-Module zurückgreift
(dynamisch geladene gemeinsame Bibliotheken), um von einer Zeichenkodierung
in eine andere umzuwandeln. Vor dem Aufruf von iconv(3) muss das
Programm iconv zuerst mittels iconv_open(3) einen
Umwandlungsdeskriptor zuweisen. Die Vorgehensweise der letzteren Funktion
wird durch das Setzen der Umgebungsvariable GCONV_PATH
beeinflusst:
- •
- Falls GCONV_PATH nicht gesetzt ist, lädt
iconv_open(3) die systemweite, von iconvconfig(8) erstellte
gconv-Modulkonfigurationszwischenspeicherdatei. Anschließend
werden, basierend auf der Konfiguration, die zur Umwandlung erforderlichen
gconv-Module geladen. Falls die systemweite
gconv-Modulkonfigurationszwischenspeicherdatei nicht
verfügbar ist, wird die systemweite
gconv-Modulkonfigurationsdatei verwendet.
- •
- Falls GCONV_PATH definiert ist (als eine durch Doppelpunkte
getrennte Liste aus Pfadnamen), dann wird der systemweite
gconv-Modulkonfigurationszwischenspeicher nicht verwendet.
Stattdessen versucht iconv_open(3) zunächst die
Verzeichnisse in GCONV_PATH in der dort angegebenen Reihenfolge
nach Konfigurationsdateien zu durchsuchen, danach die systemweite
gconv-Modulkonfigurationsdatei. Falls ein Verzeichnis keine
gconv-Modulkonfigurationsdatei enthält, werden
sämtliche eventuell enthaltenen gconv-Module ignoriert.
Falls ein Verzeichnis eine gconv-Modulkonfigurationsdatei
enthält und festgestellt wird, dass ein für die Umwandlung
erforderliches Modul in diesem Verzeichnis verfügbar ist, dann wird
das benötigte Modul von dort geladen; die Reihenfolge bestimmt,
dass das zuerst in GCONV_PATH gefundene Modul geladen wird. Dies
ermöglicht Benutzern, eigene Module zu verwenden und selbst die
systemweit verfügbaren Module zu ersetzen, indem sie solche Module
in GCONV_PATH-Verzeichnissen bereitstellen.
- /usr/lib/gconv
- Üblicher gconv-Vorgabemodulpfad.
- /usr/lib/gconv/gconv-modules
- Übliche, systemweite Vorgabedatei für die
gconv-Modulkonfiguration.
- /usr/lib/gconv/gconv-modules.cache
- Üblicher gconv-Modulkonfigurationszwischenspeicher.
Abhängig von der Architektur können sich die
vorstehend genannten Dateien stattdessen in Verzeichnissen mit dem
Pfad-Präfix /usr/lib64 befinden.
Text aus der Zeichenkodierung ISO 8859-15 in UTF-8 umwandeln:
$ iconv -f ISO-8859-15 -t UTF-8 < Eingabe.txt > Ausgabe.txt
Das nächste Beispiel wandelt von UTF-8 in ASCII um, mit
Umschreibung, falls möglich:
$ echo abc ß α € àḃç | iconv -f UTF-8 -t ASCII//TRANSLIT
abc ss ? EUR abc
locale(1), uconv(1), iconv(3),
nl_langinfo(3), charsets(7), iconvconfig(8)
ÜBERSETZUNG
Die deutsche Übersetzung dieser Handbuchseite wurde von
Mario Blättermann <mario.blaettermann@gmail.com> erstellt.
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